Was sind Zinsen?

Basiswissen Finanzen: Was genau sind eigentlich Zinsen?

3. Mai 2022

Mann mit Handy auf Wiese

Vereinfacht formuliert stellen Zinsen den Preis dar, den ein Kreditnehmer oder eine Kreditnehmerin dafür bezahlt, dass sie sich Geld leiht. Wer ein Auto leiht, bezahlt Miete, wer sich Geld leiht, bezahlt Zinsen.

Allerdings muss man Zinsen bei Krediten etwas differenzierter sehen als die Zinsen für ein Tagesgeld. Bei einem Tagesgeldkonto handelt es sich um ein Konto, über dessen Guthaben jederzeit verfügt werden kann, das aber im Gegensatz zum Girokonto nicht für den Zahlungsverkehr genutzt werden darf.

Kreditzinsen vielschichtiger als Guthabenzinsen

Sparer kennen es, die eine Bank zahlt einen höheren Zinssatz auf das Sparguthaben, die andere Bank einen niedrigeren. Handelt es sich um ein Festgeld, fallen die Zinsen üblicherweise umso höher aus, je länger der Anleger auf die Rückzahlung verzichtet.

Bei einem Festgeld verpflichtet sich der Sparer, auf die Auszahlung des Guthabens für einen vorher festgelegten Zeitraum zu verzichten. Gleiches gilt auch für Anleihen. Je länger die Laufzeit, umso höher der Zins. Anleihen stellen eine Art der Kreditaufnahme durch Staaten oder große Unternehmen dar. Anleihen werden an der Börse gehandelt.

Der gleiche Sachverhalt greift auch bei Baufinanzierungen. Je länger die Kreditnehmer die Zinsbindungsdauer wählen, umso höher ist der Zinssatz, den sie bezahlen müssen. Die Geldgeber sichern sich damit dagegen ab, dass sie einen möglichen Zinsanstieg verpassen, da ihre ausgeliehenen Gelder noch gebunden sind.

Außerdem spielt bei Baufinanzierungen die Höhe des Beleihungsauslaufs beim Zinssatz eine Rolle. Der Beleihungsauslauf gibt die Quote des eingesetzten Eigenkapitals in Relation zum Beleihungswert des zu finanzierenden Objektes wider.

Angenommen, die Bank setzt den Wert der Immobilie, den Beleihungswert, mit 300.000 Euro an. Der Kreditnehmer verfügt über 100.000 Euro Eigenkapital. Der Beleihungsauslauf liegt bei 66,6 Prozent, zwei Drittel. Verfügt der Kreditnehmer über 150.000 Euro, kommt er auf einen Beleihungsauslauf von 50 Prozent. Das Kreditrisiko der Bank fällt geringer aus, der Zinssatz verbilligt sich.

Grundsätzlich gilt bei Darlehenszinsen, dass sie immer das Kreditausfallrisiko mit einpreisen. Wie hoch das Ausfallrisiko bei dem Einzelnen liegt, ergibt sich aus der Bonitätsprüfung, die auch eine Schufa-Anfrage mit einschließt. Die Zinsen sind um so höher, je größer der Kreditgeber das Risiko sieht, dass der Kredit nicht zurückgezahlt werden kann.

Bei Ratenkrediten verhält sich die Zinskalkulation ein wenig anders. Hier spielt die Laufzeit nur in sehr, sehr seltenen Fällen eine Rolle. Dagegen liegt bei den meisten Banken bei der Festlegung der Höhe der Zinsen für den einzelnen Kreditnehmer der Schwerpunkt auf der Bonität. Ratenkredite arbeiten üblicherweise mit “bonitätsabhängigen” Zinsen, preisen folglich auch das Kreditausfallrisiko mit ein.

Was sind kalkulatorische Zinsen?

Kalkulatorische Zinsen haben nichts mit den oben besprochenen Zinsen für Einlagen, Anleihen oder Kredite zu tun. Zur Gruppe der Einlagen im Bankgeschäft zählen Guthaben, welche die Kunden bei der Bank unterhalten. Folgende Konten sind Einlagenkonten:

  • Girokonto
  • Sparbuch
  • Tagesgeld
  • Festgeld
  • Sparbrief

Kalkulatorische Zinsen sind ein theoretischer Begriff aus der Betriebswirtschaft. Sie dienen dazu, zu ermitteln, ob die Investition eines Unternehmens, beispielsweise in eine Maschine, sich also gelohnt hat. Das für die Investition eingesetzte Kapital sollte einen Ertrag erwirtschaften. Anhand des kalkulatorischen Zinssatzes wird geprüft, ob das Investment einen höheren Ertrag erwirtschaftet, oder ob eine Investition am Kapitalmarkt gewinnbringender gewesen wäre.

Was bedeutet Minuszinsen?

Um den Begriff “Minuszinsen” nicht nur theoretisch zu erklären, sondern mit Leben zu füllen, ist ein kleiner Ausflug in die Volkswirtschaftslehre und die jüngere Geschichte notwendig.

Zinsen stellen für die Zentralbanken eines der wichtigsten Instrumentarien zur Steuerung der Volkswirtschaften dar. Über die Höhe der Zinsen steuern sie, wie viel Geld im Umlauf ist und wie stark investiert und konsumiert wird. Fällt die Nachfrage nach Gütern zu schwach aus, weil nicht genügend Geld vorhanden ist, senken die Zentralbanken die Zinsen. Damit wird es für die Geschäftsbanken billiger, sich dort Geld auszuleihen.

Diese Vergünstigung geben sie nun wiederum an ihre Kunden weiter. Diese nehmen im Idealfall verstärkt zinsgünstige Kredite auf, um zu investieren und zu konsumieren. In der Folge steigt die Nachfrage nach Gütern und damit die Produktion. Die steigende Nachfrage nach Gütern führt in der Regel aber auch zu steigenden Preisen.

Im umgekehrten Fall einer Inflation erhöhen die Zentralbanken theoretisch die Zinsen, Kredite werden teurer, die Nachfrage nach Krediten lässt nach, Investitionen verlangsamen sich. Das Preisniveau stabilisiert sich oder gibt sogar nach. Stand April 2022 hat die Europäische Zentralbank noch keine Zinserhöhung vorgenommen.

Bis zur Finanzkrise im Jahr 2008 hatten diese einfachen Sachverhalte absolute Gültigkeit. Die Finanzkrise hat jedoch einiges an den Märkten auf den Kopf gestellt. Die Zentralbanken zogen alle Register, um die Nachfrage wieder anzukurbeln und Geld “ohne Ende” in die Märkte zu pumpen. Das ging so weit, dass die Banken bei den Zentralbanken nicht nur keine Zinsen bezahlten.

Im Gegenteil, die Zentralbanken honorierten es mit Zinszahlungen an die Banken, wenn diese sich Geld geliehen hatten. Allerdings gaben die Banken diesen negativen Zinssatz nicht an die Kunden weiter. Damit hatten sie einen doppelten Ertrag. Sie bekamen von den Kreditnehmern einen, wenn auch nur geringen, Zins und von den Zentralbanken ebenfalls Zinsen, dafür, dass sie sich Geld geliehen haben.

Auf der anderen Seite mussten die Banken aber Geld bezahlen, wenn sie Einlagen bei den Zentralbanken unterhielten. Diese bis vor einigen Jahren undenkbare Situation führte dazu, dass seit 2019 auch private Anleger Zinsen dafür bezahlen müssen, wenn sie bei den Banken und Sparkassen Guthaben ab einer bestimmten Größenordnung unterhalten. Die Banken bezeichnen diese Kosten als “Verwahrentgelt”, faktisch sind es aber Minuszinsen, da es sich nicht um eine feste Gebühr handelt, sondern um einen prozentual vom Guthaben abhängigen Betrag.

Seit über zehn Jahren versuchte die Europäische Zentralbank, die Inflation in die Gegend von zwei Prozent hochzudrücken, ein Indiz dafür, dass die Wirtschaft wächst. Dies gelang trotz aller oben angeführten Aktivitäten nicht. Ende des Jahres 2021 entwickelte sich die Inflation in Europa und den USA allerdings in einem Ausmaß, wie seit über einem Vierteljahrhundert, genau genommen seit 30 Jahren, nicht mehr. Aus einer Stagnation, teilweise einer negativen Inflation (Deflation) entstand innerhalb weniger Wochen ein für viele Verbraucher katastrophales Umfeld. Die Preise laufen aus dem Ruder.

An dieser Stelle kommen wir wieder zum Thema Zinsen. Noch haben die Notenbanken, Stand April 2022, nicht so weit reagiert, dass mit drastischen Zinserhöhungen zur Eindämmung der Inflation gerechnet werden kann. Die aktuelle Kapitalmarktsituation in Verbindung mit der konjunkturellen Situation ist etwas ganz Neues. Was bis zur Finanzkrise ein “entweder – oder” war, zeigt sich jetzt als “sowohl – als auch”. Entweder – oder bedeutete, entweder Inflation oder steigende Zinsen. Das sowohl – als auch bezieht sich auf den aktuellen Zustand, dass die Zinsen niedrig bleiben und die Inflation ein ungeahntes Ausmaß erlebt.

Was können einzelne Verbraucher tun?

Der einzelne Verbraucher kann die Zinsen nicht beeinflussen. Das bedeutet aber nicht, dass Kreditnehmer völlig hilflos sind. Mit Hilfe von Anyfin können sie prüfen, ob ihre aktuellen Verbindlichkeiten, Dispokredit, Kreditkartenrahmen oder Kredit für das Handy, durch eine Umschuldung günstiger werden können.

FAQs

Was versteht man unter Zinsen?

Zinsen sind der Preis, den jemand bezahlen muss, wenn er sich Geld leiht, praktisch die Leihgebühr.

Was sind Zinsen – ein Beispiel

Angenommen, ein Kreditnehmer hat ein Darlehen über 5.000 Euro und bezahlt gemäß Kreditvertrag sieben Prozent Zinsen im Jahr. Am Ende des ersten Jahres entrichtet er 350 Euro Zinsen an den Geldgeber. Tilgt er am Ende des Jahres einen Teil des Kredites, fallen im Folgejahr die Zinsen nur noch auf den verbliebenen Teil, die Restschuld, an.

Was sind Zinsen – für Kinder erklärt

Stell dir vor, du leihst dir in der Bücherei ein Buch aus. Du darfst dieses Buch vier Wochen zu Hause behalten. Nach vier Wochen musst du das Buch an die Bücherei, zuzüglich der Leihgebühr von sagen wir einem Euro zurückgeben. Du gibst also das Buch, das der Bücherei, gehört zusammen mit dem einen Euro an die Bücherei zurück. Der Euro ist bei dem Buch die Leihgebühr. Leihen sich deine Eltern bei der Bank Geld, zum Beispiel für ein neues Auto, zahlen sie dafür auch eine Gebühr, die Zinsen.

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Angaben gemäß § 17 Abs. 2 und 3 PangV:

Konditionen (bonitätsabhängig): Nettodarlehensbetrag aller refinanzierten Darlehen pro Kunde 10,00 € bis 20.000,00 €, effektiver Jahreszins 8,71 % - 16,74 %, variabler Sollzinssatz p. a. 8,38 % - 15,58 %, Laufzeit in Monaten/Anzahl Raten 1 bis 120, monatliche Rate 10,06 € bis 329,79 €, zu zahlender Gesamtbetrag 10,06 € bis 39.574,50 €.

Repräsentatives Beispiel gemäß § 17 Abs. 4 PAngV:

Nettodarlehensbetrag 500,00 €, effektiver Jahreszins 12,06 %, variabler Sollzinssatz p.a. 11,44 %, Laufzeit in Monaten/Anzahl Raten 18, monatliche Rate 30,36 €, zu zahlender Gesamtbetrag 546,50 €. Bonität vorausgesetzt. Darlehensgeber: EP Bank AB, Apelbergsgatan 27, Postfach 7405, SE-103 91, Stockholm, Schweden